Montag, 31. Dezember 2018, Berlin
Alles geschieht von innen nach außen. Und bin ich innen reich und erfüllt, lebe ich im Flow, und bleibe ich aktiv und handle, fügt sich alles. Meine Aufgabe lautet, dieser Gewissheit jeden Tag Kraft und Energie, Entscheidung und Bestimmung zu geben. Und damit das anzuziehen, was ich mir in meinem Leben zuerst visualisieren, dann realisieren will. Und das ist viel.
Ich bin mitten in diesem Prozess. Es ist jeden Tag neu erstaunlich, wenn es gelingt. Die große Aufgabe ist es immer, nicht in Unruhe oder Hektik zu verfallen und alles entspannt, freudig und in meiner Geschwindigkeit und in meiner Art angehen zu können. Und auf der anderen Seite all die wichtigen Aufgaben, Themen, Gebiete weiter zu beachten und voranzutreiben. Das ist die Kunst. Der Schlüssel ist: Das, was ich schon jetzt innerlich lebe, das ziehe ich auch an. Das wird dann auch zu meiner Wirklichkeit da draußen.. Ich erlebe diese Tage eine erstaunliche Abfolge von einfachen Dingen und erstaunlichen Verbindungen.
Es gibt keinen „free lunch“. Ein Abenteuer ohne Risiko existiert nicht. Und so lohnt es sich im Leben Dinge zu wagen. Unsicherheit auszuhalten. Emotionale Unsicherheit, körperliche Unsicherheit, berufliche Unsicherheit, finanzielle Unsicherheit. Jedes Lebewesen lebt in einer Welt der Unsicherheit. Wir Menschen sind vermutlich die einzigen denen das wirklich in vollem Umfang bewusst ist. Und wir hatten am wenigsten Zeit, uns auf unser neues Leben einzustellen. Jeder Löwe kennt seine Position seit Millionen von Vorfahren. Wir sind erst ganz kurz an der Spitze der Rangordnung gelandet. Es sind 1000 bis 2000 Generationen, seit wir uns auf den Weg gemacht haben uns die Welt zu unterwerfen. Und 400 seit wir sesshaft geworden sind.
Jede Beziehung ist ein Risiko. Jedes Kind ist ein Wagnis. Jeder Berufswechsel eine Herausforderung. Jeder Unterbrechung des Bisherigen eine Zäsur. Bei großen Veränderungen gibt es ein vorher und ein nachher. Man ist nicht mehr der Gleiche. Das Wesentliche ist zu verstehen, wie Stabilität und Glück erzeugt wird und welche Verhaltensweisen günstig sind, wenn man den Zustand erhalten und ausbauen will. Das alles ist nicht willkürlich. Und es macht auch keinen Sinn, gegen das Zeitalter zu leben in dem man lebt.
Wir leben in einem nie dagewesenen Zeitalter der Explosion. In wenigen Generationen hat sich das Leben grundsätzlich auf einer vorher unvorstellbaren Weise verändert. Diese Entwicklung beschleunigt sich sogar. Die letzten 20 Jahre haben mehr Veränderung erzeugt als die letzten Jahrtausende. Wir realisieren es gar nicht, so schnell geht es. Jeder Handybesitzer auf der Welt hat das gesamte Wissen der Welt jederzeit sofort abrufbar – Jahrtausende war Wissen das kostbarste Gut, ungeheuer schwer zu erlangen. Nur für wenige Privilegierte war ein kleiner Ausschnitt verfügbar. Jedes Musikstück kann direkt angehört werden. Ich kann jeden Ort der Welt betrachten, mit den Augen der Satelliten und Luftaufnahmen.
Gestern erreichen und die Neujahrswünsche von Pashupati, unserem Guide und Träger aus Nepal, auf unserem Annapurna-Trek im Jahre 2005. Ich erinnere mich genau an die Gespräche mit ihm beim Frühstück mit dem unglaublichen Blick auf zwei Achttausender, Annapurna und Dhaulagiri. Jung, arm, intelligent und wütend über das Leben in Nepal. Er schreibt aus Helsinki, Finnland. Verheiratet, zwei Kinder, mit einem Master of Economics lebt er seit 2009 in Finnland. Es gibt sie, diese Entwicklungen.
Wie bei jedem guten Spiel wachsen mit den Ebenen die Herausforderungen. Deshalb ist es klar, dass auch schwierige Momente zum Leben dazugehören. Manche erfahren sie früher, manche später. Ich hatte oft das Gefühl, in jungen Jahren viel Angst aushalten zu müssen. Oft habe ich diese Ausgangslage als Herausforderung begriffen. Ich war immer ein „insecure overachiever“. Aus der Unsicherheit wuchs eine Fokussierung auf die Dinge, die mir gut gelangen. Das hatte oft mit der Fähigkeit zu tun, mich auf eine Sache konzentrieren zu können die mir wichtig war. Hier wiederum bin ich auf eine Art unerbittlich und weiß um meine Stärke. Doch ich muss weiter akzeptieren, dass Angst mein Begleiter ist.
Heute gibt es für vieles eine sofortige Lösung. Ich höre draußen die Kinder im Flur zu laut schreien und will in Ruhe schreiben. Die Idee ist schnell da: Ich brauche eine „noise cancellation app“ für das Iphone. Die Kopfhörer liegen ja schon da. Kaum 5 Minuten später höre ich ein Gewitter mit seinen Regentropfen im Wald und dazwischen Donner. Ich stelle die Tonausgabe auf laut, und bald bin ich völlig abgeschirmt in meiner Welt. Es funktioniert.
Objektives and key results. Was habe ich erreicht? Woran arbeite ich gerade? Das sind gute Fragen. Ich habe dieses Jahr eine Menge erreicht. Aber man kann noch so viel hinter sich haben, am Ende zählt das was vor einem liegt. Und der gegenwärtige Moment.
Was sich nicht lohnt: Danach zu schauen was ich nicht kann. Dort werde ich mich nicht geändert haben: ich weiß noch, wie ich mit 5 Jahren beim Theaterstück in der Kita hätte mitspielen sollen. Ich weiß noch heute wie es sich angefühlt hat mir vorzustellen ich müsste da etwas vorführen. Ich habe in mich geschaut und eine peinliche Situation der Blamage gesehen. Aufgrund meiner Inkompetenz. Und schaue ich heute auf eine neue Situation, so sehe ich oft immer noch genau das. Weil es unendlich viele Situationen gibt, die ich mir vorstellen kann auf die ich nicht die beste Antwort geben kann.
Dann aber wieder gilt: Dort wo ich es gewagt habe, habe ich meinen größten Zuwachs an Selbstbewusstsein bekommen.
Hier ein paar meiner wichtigen Glaubenssätze
- Es gibt eine Kraft, die das Universum erzeugt und zusammenhält
- Diese Kraft ist identisch mit der Liebe
- Wir können diese Kraft selbst spüren
- Es gibt einen höchsten Punkt, zu dem alles hinstrebt. Dieser ist identisch mit der Kraft, aus der alles entstanden ist
- Alle höchsten Zustände und Vorstellungen sind kongruent und Teil der gleichen Kraft
- Schönheit, Wahrheit, Liebe, Eleganz, Effizienz, Stabilität, Funktionalität – sie sind alle Elemente der gleichen Perfektion
- Wir können all diese Kräfte persönlich erfahren
- Alles ist eins, es gibt nur scheinbar Gegensätze und Trennung
- Die materialistische und die idealistische Sicht auf die Welt sind keine Gegensätze
- Wenn wir uns auf die höhere Kraft ausrichten, ist Dankbarkeit das zentrale Gefühl
- Wenn wir uns ausrichten und anschließen, können wir die Erfahrung der Verbindung machen, sehen, spüren
- Dann hat alles einen Sinn, es gibt keine Zufälle und das Universum ist interaktiv
- Je mehr wir an eine Sache glauben, umso wahrscheinlicher wird sie Wirklichkeit
- Eine Art diese Wahrheit zu erkennen ist Meditation
- In der Meditation können wir eine innere Ausrichtung und Ganzheit spüren, eine perfekte Ordnung – man kann sie Einsgerichtetheit nennen.
- Schließen wir uns an die richtigen Einstellungen und Gedanken an, können wir erfahren dass diese ein Perpetuum mobile erzeugen – sie erzeugen mehr Energie als sie verbrauchen.
- Wir können dies an der Interaktion in einer Gruppe erfahren, wo alle sich gegenseitig stärken und positive Resonanz erzeugen, die stärker ist als die Summe der Einzelteile
- Sind wir ausgerichtet, können wir viele Dinge vollbringen und vieles bewegen, ohne uns dabei auszupowern oder zu überanstrengen
- Es ist immer wichtig sich körperlich anzustrengen und an die frische Luft zu gehen
- Wir werden immer wieder mit schwierigen Seiten oder Probleme in uns konfrontiert werden, die wir vor uns versteckt halten
- Es kommt darauf an, diese Dinge anzuschauen, anzunehmen und loszulassen
- Ein Technik kann wertvoll sein wie ein morphogenetisches Feld, dass für alle Teilnehmer eine Ordnung schafft. Diese Ordnung kann Stärken, Verbinden und Ausrichtung erzeugen.
Dann lese ich weiter den Yuval Noah Harari: Sapiens: A Brief History of Humankind. Er beschreibt sehr treffend finde ich, wie ursprünglich im Kodex Hamurabi drei Klassen von Menschen beschrieben werden: Die Herrscher, das Volk und die Sklaven. Und er beschreibt, wie wir auf einmal mit der Sesshaftigkeit Gefangene werden einer Welt, wo wir immer härter arbeiten sollen um uns wieder zu befreien. Da es aber eine Art geistige Versklavung ist, gibt es keine Befreiung. Bis heute haben wir Angst, wenn wir frei sind – und arbeiten lieber immer weiter. Es geht ja nicht anders. Doch es ist eine innere Täuschung. In Wirklichkeit sind wir längst frei. Ich sage: Harari beschreibt die Vergangenheit richtig. Aber zeigt weiß nicht, wo die Befreiung liegt.
Ein gutes Buch, bis zum Ende faszinierend. Allerdings dünn an der Stelle, die wirklich spannend wird. Was ist mit der Welt in uns? Ist sie nicht der entscheidende Faktor? Harari geht damit um, wie es die meisten Wissenschaftler tun. Sie lassen die wirklich spannenden Fragen weg, damit sie für den Rest einfache Antworten finden können.
Und der materialistische Reduktionismus (alles ist nichts als…) ist für mich auch nur eine weitere Form des naiven Aberglaubens, eine Reaktion auf eine persönliche Enttäuschung. Was, außer dass es so einfach erscheint, macht die Annahme wahrscheinlich, dass es keine höhere Werte, Systeme, Zusammenhänge gibt? Meine Aussage dazu ist ja immer ganz pragmatisch. Er geht von sich selbst aus. Und weil ihm die Erfahrung fehlt, glaubt er nicht daran. Anders aber als Newton, Einstein oder viele anderen Wissenschaftler.
Deshalb bleibt es dennoch grundlegend wahr: Die meisten Systeme an die wir glauben sind auf Unsinn gebaut. Auf Indoktrination und Behauptung. Aber das heißt nicht, dass es keine höheren Wahrheiten gibt. Und dass es keine Richtung gibt. Oder Verbesserung.
Es lohnt sich, an der entscheidenden Stelle weiter zu forschen. Was ist es, was uns antreibt? Was erzeugt den Sinn, das Glück, die Motivation in uns? Denn für mich ist klar: Die, die den Sinn spüren, die werden sich durchsetzen. Es ist die einfache Wahrheit. Je mehr ich daran glaube, umso stärker werde ich auf die lange Sicht sein. Und natürlich haben die Engländer, die Deutschen, die Juden, die Amerikaner, jetzt auch die Chinesen einen Einfluss darauf. Aber nicht weil sie nur an Unsinn glauben. Sondern weil jeder Glaube auf eine verborgene Wahrheit hinweisen kann.
Meine Aussage ist eine andere. Die Welt ist ein Wunder, kein Zufall. Jeder Schritt der Entwicklung ist absolut „mindblowing“, erstaunlich. Dass wir uns soweit entwickeln liegt daran, dass das System in der Lage ist sich selbst zu verbessern und immer neue Prinzipien zu entwickeln, die mehr können. Es sind die sich selbst verstärkenden Prinzipien, sie sind nicht materieller Natur. Sie sind höherer Natur.
Und es spielt am Ende keine Rolle, ob sie von jemandem oder einer Urkraft erschaffen wurden. Sie sind möglich, weil es eine verborgene, nicht offensichtliche Kraft gibt. Diese Kraft hat natürlich mathematische Regeln. Aber das ist zu kurz gesprungen. Sie ist auch sinnlich, verführerisch und ergreifend. Sie hat Wahrheit, Schönheit, Eleganz, Liebe, Licht, sie enthält all das, was wir als Tugenden oder höhere Wahrheiten begreifen oder erfühlen.
In unserer Entwicklung kommen wir dieser Wahrheit näher. Und wir können diese Entwicklung beeinflussen, weil wir näher dran sind. Es ist nicht nur Zufall, es ist auch Sinn darin. Und oft ist es eine Richtung, die falsch erscheint, die uns auf den richtigen Weg bringt. Die Atombombe bringt den Frieden zwischen den Nationen. Der Nationalsozialismus bringt uns den Glauben an die universalen Menschenrechte. Denn der Fehler ist leichter zu erkennen. Eine Welt aus Vernichtungslagern und explodierenden Wasserstoffbomben ist offensichtlich nicht die richtige Welt. Und so weisen auch die Strudel an Plastikmüll in den Ozeanen in die richtige Richtung.
Und weil es in uns einen Zugang zu einer höheren Welt gibt, haben wir auch eine Ausrichtung, die uns verbessert. Naturvölker sind mörderischer als unsere zivilisierte Welt. Wir sind friedlicher und sanfter geworden. Und das ermöglicht uns unser Seelenleben in einer neuen, nie dagewesenen Weise zu vertiefen. Das erzeugt erst einmal die Möglichkeit zu fühlen und zu erkennen, dass wir Neurosen und Kränkungen in uns tragen. Diese entstehen nicht erst durch die moderne Welt, wir nehmen sie das erste Mal wahr. Zuvor war es normal, andere zu quälen oder zu opfern. Niemand hat sich daran gestört. Die Welt war so grausam. In allen Kulturen.
Und so ist die Frage nicht allein, ob wir glücklicher geworden sind. Vielleicht waren umherziehende Horden an Frühmenschen glücklicher, weil sie gewissenloser waren. Aber das ist für mich nicht entscheidend. Wir sind höher entwickelt, weil wir sanfter und feinfühliger geworden sind. Das kann ich nicht beweisen, davon bin ich aber überzeugt. Man kann es im Detail in jedem Menschen untersuchen, und man kann die Generationen miteinander vergleichen. Es ist klar. Die Traumata nehmen ab, weil die Welt sanfter geworden ist. Der Druck ist geringer, wir können alle weicher werden, weil die Welt einfacher geworden ist. Für alle. Nur weil es für die meisten das erste Mal ist, dass es überhaupt ein Thema geworden ist, hat die Gewalt nicht zugenommen. Sondern sie nimmt ab. Und die Lösungskompetenz nimmt zu. Wir müssen uns dafür einsetzten.
Die USA finanziert über den Rüstungshaushalt von 600 Milliarden USD mehr als 100 Milliarden in die Forschung. Daraus entsteht viel, was die Welt voranbringt. Wir Europäer sollten nicht den USA nacheifern und 4 % unseres Bruttoinlandsprodukts für Rüstung ausgeben. Aber wir sollten ruhig eine ähnliche Größenordnung in die Zukunft unseres Planeten investieren. Das magische Ziel kann nicht der ausgeglichene Haushalt sein, sondern eine Zukunft die funktioniert. Harari hat recht: Herrschaftssysteme, Wissenschaft und Wirtschaft sind die Motoren des Fortschritts. Die EU ist geeignet, Forschung und Geschäftsmodelle so zu unterstützen, dass sie Lösungen für die Umweltprobleme realisieren. Wir müssen es wollen und es uns zutrauen.
Dankbarkeit.
Das Jahr 2018 war gezeichnet vom Reisen und Schreiben, von Zeit mit Familie und Freunden. Und das ist für mich ein Glücksfall. Wo ich doch das immer schon am nächsten an meinem eigentlichen Wesenszustand fand.
Deshalb ist es ein Jahr der außerordentlichen Dankbarkeit. Die äußeren und inneren Ereignisse haben es uns ermöglicht, diesem Strom zu folgen. Um die Welt zu reisen, von Indien aus beginnend, nach schon über vier Monaten auf Reisen, von Afrika kommend. Einen der besten Monate meines Lebens in Goa, mit einer Freiheit und einem Lebensgefühl das einfach traumhaft war – und dann der Aufbruch nach Osten um die Welt. Kalkutta mit seiner morbiden Schönheit, Dhaka in Bangladesh als Gegenpol der Moderne, mit Arbeitselefanten auf der Straße. Australien, das Traumziel einer Weltreise über die unendlichen Strände der Great Ocean Road und Naturschönheiten jenseits der Worte weiter bis nach Cairns im Tropennorden. Aus einer Nacht im Tropenregen im Whirpool weiter nach Bali, zum Yoga Spirit Festival. Mit einer Villa mit Swimmingpool und Tanzworkshops die mich glücklich machten, mein 50. Geburtstag in Schönheit innen und außen.
Das romantische Lombok mit Wasserfällen und Traumstränden und weiter nach Osaka. Japan at its best mit einem Haus mit Sitzbadewanne und Papierwänden. Sushi und Tempel. Und weiter einen Tag rückwärts in der Zeit nach Hawaii. Kauai nach einem Sturm mit Treibholz am Strand und dem grünen Canyon. Big Island mit Vulkanausbruch, den ich mir erträumt hatte – das Abenteuer live mittendrin. Sprachlos über so viel Glück weiter nach Seattle und mit meinen Eltern weiter durch Washington, Oregon, Kalifornien nach Nevada, Arizona, Colorado. Mit der ganzen Familie und meinem Papa im kühlen Colorado River entlangtreiben durch die Wüste. Was für Natur, unbeschreiblich.
Über Panama nach Peru, wiedersehen mit meinen Klassenkameraden, 40 Jahre nicht gesehen. Andenüberquerungen, Urwaldfahrten, Macchu Piccu, Cusco. Erholung von der Höhe und Kälte im frühlingshaften Cochabamba, Bolivien. Die unglaublichen Salzseen von Uyuni und Schneeeinbruch in den Anden auf dem Weg nach Chile. Vom San Pedro de Atacama 4000 km in den Süden nach Patagonien, Punta Arenas und dann im Wintersturm zum Torres de Paine National Park und zum Gletscherwunder Perito Moreno in Chile. Mit der Familie im Geländewagen im Winter durch Patagonien und dann über Santiago de Chile zurück nach Berlin.
Ankommen aus der Eiseskälte in den Jahrhundertsommer in Berlin. Dort erst einmal zum Garbicz Festival nach Polen, an die Nordsee zum Familienurlaub. Und immer wieder schreiben. Was für eine Freude wieder daheim in unserer Wohnung zu sein, die Freunde um uns, Berlin vor der Tür in diesem Traumsommer und Herbst. Mit so viel Schwung und neuer Energie von der Reise öffnen sich neue Türen.
Zugleich ist die Heimkehr nach Deutschland ein Geschenk, weil man die Freunde und Familie wieder um sich hat, die so viel bedeuten. Weil man merkt, wie gut wir es in unserem Luxusleben daheim haben, mit so viel Raum, Sicherheit, Dingen, Angeboten. Wir leben in einem wunderbaren Land, in einer faszinierenden Stadt. Bei aller Freude am Reisen ist uns beiden klar – wir leben weiter gerne in Berlin, wir wollen mit keinem Ort auf der Welt tauschen. Aber es ist immer wieder schön unterwegs zu sein und die Perspektive wechseln zu können.
Es ist nicht mehr wie zuvor. Es gibt ein vorher und ein nachher, das hatte mein Vater schon vorhergesagt. Er hat recht behalten. Und so schreibe ich auch wie nie zuvor, laufe, schwimme, tanze, feiere und freue mich an den Kindern die wieder gut ankommen und gehe auf Workshops und Meditationen, entdecke die Startup-Welt in Berlin und knüpfe neue Verbindungen.
Ich werde im neuen Jahr den Arbeitsanteil wieder ausbauen – das Arbeitspraktikum in meinem Lebensstudium, so habe ich es immer genannt. Wie in meinen Träumen bin ich bei der Arbeit immer Anfänger, gehe mit dem „Geist des Anfängers“ an die Aufgabe heran. Das hält wach und ist spannend. Und erzeugt ein Gefühl der Unsicherheit, das wiederum Energie freisetzt. Mein ganzes Leben war die Arbeit so – denn ich habe selten solange irgendetwas wiederholt, bis ich darin routiniert war. Es geht mir viel mehr um das Ausprobieren, um den „proof of concept“. Als ich meinen ersten und letzten Blinddarm operiert hatte dachte ich mir: Jetzt weiß ich wie das geht, ich brauche es nicht 100 Mal zu wiederholen.
Die experimentelle Einstellung ist abenteuerlich. Und mich fasziniert selbst daran, dass sie funktioniert. Auf eine Art habe ich immer Rückenwind gespürt. Aber auch viel Unsicherheit aushalten gelernt. Es ist immer das Gleiche, es fühlt sich an wie mit 5 Jahren. Ich weiß nicht wie es geht und ich hoffe dass es mir einfallen wird, wenn es darauf ankommt. Ich habe zugleich große Angst und bin kreativ und voller Vorfreude. Ich lag mit vier nachts in meinem Bett in unserem Dorf, Stetten bei Meersburg am Bodensee und hatte gehört, dass wir nach Peru, Südamerika aufbrechen werden und dass man dort nicht Deutsch, sondern Spanisch spricht. Ich wollte mich vorbereiten angesichts der Unsicherheit und ich weiß, ich testete neue Worte die mir einfielen.
Vielleicht, so dachte ich, ist ja was in Spanisch dabei, und dann kann ich alle mit meinen Kenntnissen überraschen. Irgendwie geht es mir jetzt wieder genauso, wenn ich an das kommende Jahr denke. Ich muss mit irgend etwas, das ich mir selbst beigebracht habe eine Lösung für irgend jemand da draußen bieten können – dann wird es aufgehen und man wird mir dafür Geld zahlen. Ich habe wie immer noch keine Ahnung, was es sein wird. Noch hat es immer irgendwie funktioniert. Die Aufregung bleibt. Ich halte sie aus und arbeite daran, sie zu verringern. Ich bleibe neugierig und werde mich anstrengen.
Vor allem aber werde ich dem Weg nach innen weiter folgen. Das Universum hat mir das Feedback gegeben, dass es möglich ist, die umgekehrte Richtung einzuschlagen und dennoch voranzukommen. Besser voranzukommen, als ich es mir erträumt hätte. Denn auf eine Art ist es klar für mich: Wir leben in einer Simulation der Wirklichkeit. Alles was wir sehen, alles was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen ist eine Produktion. Daran kann es keinen Zweifel geben. Unser Gehirn produziert die Wahrnehmung. Die chemisch-elektrische Interaktion am synaptischen Spalt zwischen den Neuronen ist wesentlich für das, was wir erleben. Das, was wir erleben mag verwandt sein mit dem, was da draußen ist, aber es ist schwer es genau zu bestimmen. Steigen wir tiefer in die Quantenphysik ein, wird es immer unklarer.
Jede Beobachtung verändert das, was wir beobachten. Dass Planck, Einstein, Bohr, Heisenberg, Pauli, Schrödinger, Franck, Hertz Deutsch als Muttersprache sprachen, freut mich. Fühle ich mich doch mit der deutschen Tradition der „Innerlichkeit“ verbunden. Statt mich nur zu fragen was ich da draußen bewegen kann, habe ich mich oft mit der Frage beschäftigt, was ich in mir drinnen erfahren kann. Erstaunlicherweise ist dieser Weg nach „Innen“ keine Flucht, sondern er kann zu einer tieferen Einsicht und einer höheren Verbindung da draußen führen. Und manchmal funktionieren die gewonnenen Einsichten da draußen besser als vieles „Schulwissen“. Verbessern wir die inneren Prozesse, verbessern wir unsere Performance in der Welt draußen am wirksamsten. Und so sage ich: Faszinierend, wie Yuval Harari den Weg der Menschheit zusammenfasst. Ich teile viele seiner Einsichten.
Aber für die entscheidende Frage wohin die Reise geht, bietet er, soweit ich es verstehe, keine passende Antwort. Denn die Zukunft wird von der Reise nach innen bestimmt, davon bin ich überzeugt. Wir haben die Welt da draußen ausgiebig erforscht und kartographiert. Die Ergebnisse sind atemberaubend. Den Blick nach Innen dagegen zu erforschen gilt bisher noch als Esoterik und Aberglaube, als selbstsüchtig oder sinnlos. Und viele Technologien, um das Bewusstsein zu erforschen und zu kartographieren sind zumeist verboten und ähnlich verfolgt wie Galileo zur Zeiten des Fernrohrs. Aber das wird nicht für immer so bleiben.
Das bleibt für mich für 2019 und die kommenden Jahrzehnte ein zentrales Forschungsgebiet. Denn wesentliche Probleme lassen sich einfach lösen, wenn wir sie erst einmal verstanden haben. Es gibt keine äußere Notwendigkeit, den Globus zu verwüsten und dann davon zu träumen ins Weltall auszuwandern. Es ist ein inneres Problem einer inneren Fehlsteuerung, davon bin ich überzeugt. Und wir brauchen keine Angst davor zu haben diese Ursachen zu erkennen und bessere Lösungen „downzuloaden“. Denn sie sind bereits verfügbar. Wir werden beweisen, dass es bessere Lösungen gibt. Ich freue mich auf das kommende Jahr und die kommenden Jahrzehnte.
Was für ein Jahr. Es wären genug Erlebnisse für fünf Jahre gewesen, und es wäre immer noch viel gewesen. Dankbarkeit an all die lieben Menschen, die wunderbaren Erfahrungen und die Existenz mit ihren Wundern, die all das ermöglicht hat. Danke, danke, danke.